Es scheint in der menschlichen Natur angelegt zu sein, sich mit anderen zu vergleichen. Schon im Kindergarten beginnen wir damit und versuchen herauszufinden, wer höher klettern, schneller radfahren oder tiefer tauchen kann. Später werden dann unsere Leistungen in der Schule, in der Ausbildung und im Studium mit denen der anderen verglichen. Und wenn wir erwachsen sind, haben wir das Vergleichen so gut gelernt, dass wir damit kaum aufhören können. Nach dem Wechsel ins Berufsleben geht es nämlich weiter damit. Nur jetzt wollen wir wissen, wer den besten Job hat, das meiste Geld verdient und das größte Auto fährt. Und natürlich vergleichen wir auch unser Aussehen, ja eigentlich unser ganzes Leben mit dem der anderen.
Aber leider stellen wir dabei oftmals fest, dass unser Leben im Vergleich mit dem der anderen viel langweiliger und erfolgloser scheint. Immer scheinen die anderen einen bessern Job zu haben, die spannenderen Reisen zu machen und überhaupt glücklicher zu sein.
Und dieses Phänomen scheint durch das Internet und die sozialen Netzwerke noch verstärkt zu werden. Nie war es einfacher, sich mit anderen zu vergleichen.
Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
Søren Kierkegaard (dänischer Philosoph; 1813 – 1855)
Aber ist das tatsächlich so? Haben die anderen tatsächlich mehr Erfolg und mehr Spaß? Leben sie tatsächlich ein besseres Leben? Sind sie wirklich glücklicher und zufriedener?
Wir vergessen bei unseren Vergleichen leider nur zu leicht, dass andere Menschen – gerade solche, die wir vielleicht nicht ganz so gut oder überhaupt nicht kennen – uns nicht unbedingt ihr ganzes Leben zeigen. Meist sehen wir nur die Erfolge, die positiven Seiten. Sie präsentieren ihre Erfolge, wie sie durch die Welt reisen, tolle Restaurants besuchen, schnelle Autos fahren, große und elegant eingerichtete Häuser bauen. Und wir sehen es und lassen uns davon beeindrucken.
Was wir aber nicht sehen und was wir auch nicht gezeigt bekommen, das sind die Probleme, die Schwierigkeiten und die Hintergründe. Wir kennen meist den Preis nicht, den jemand für das Angenehme, dass er präsentieren kann, zahlt. Vielleicht hat er sich für den Bau und die Einrichtung seines großen Hauses hoch verschuldet. Vielleicht ist der tolle Wagen, den er fährt, nur geliehen. Und vielleicht leidet unter seinem Erfolg im Job seine Ehe.
“Warum vergleichst du dich mit anderen? Niemand auf der Welt kann den Job du selbst zu sein besser machen als du.”
unbekannter Autor
Jedesmal wenn wir uns mit anderen Vergleichen und uns dann schlecht fühlen, weil der Vergleich zu unseren Ungunsten auszufallen scheint, vergessen wir aber genau das. Wir sehen nicht das ganze Bild, sondern nur bestimmte, sehr eng begrenzte Aspekte. Wir sehen nur, was der anderen hat, aber nicht, welchen Preis er dafür bezahlt.
Auch ich bin schon in diese Falle getappt.
Hier ein Beispiel:
Ich mache in meiner Freizeit Musik. Ich bin kein ausgebildeter Musiker, aber ich spiele mehrere Instrumente und glaube, dass ich sie recht gut beherrsche.
Immer wieder bin ich in meiner musikalischen Karriere auf Menschen getroffen, mit denen ich mich verglichen habe und die besser waren als ich.
Ich habe früher immer sehr mit mir gehadert, vor allem wenn die Personen, mit denen ich mich verglichen habe, jünger waren als ich. Im extremsten Fall betrug der Altersunterschied zwischen mir und meinem “Vergleichsobjekt” über 10 Jahre! Ich fragte mich dann, warum andere so viel mehr Talent hatten als ich und was ich falsch machte. Ich war mehrfach an dem Punkt, an dem ich das aktive Musizieren aufgeben wollte. Und das obwohl es mir einiges an Entspannung und Freude bringt.
Ich musste mir dann immer wieder klar machen, dass ich nicht das ganze Bild sehe. Ich sah immer nur zwei Aspekte. Das Alter der Person, mit der ich mich verglich, und die Fähigkeiten, die diese Person auf dem Instrument hatte.
In meinen Vergleich floss nicht mit ein, wie lange wir unser Instrument schon spielten. Es konnte ja sein, dass mein “Vergleichsobjekt” das Instrument schon in sehr jungen Jahren erlernt hatte und ich erst vor kurzen damit begonnen habe. Und ich beqachtete auch nicht, wie lange wir pro Tag jeweils übten. Ich komme pro Woche kaum über 8 Stunden Übezeit hinaus. Und vielleicht ist mein “Konkurrent” ja in der Lage, sich jeden Tag mehrere Stunden seinem Instrument zu widmen.
“Willst du einmalig sein, vergleiche dich nicht mit anderen!”
Volkmar Frank (deutscher Dichter; *1962)
Was lernen wir also daraus?
Ich sage mir immer, dass ich mich nicht mit anderen Vergleichen will, so lange ich nicht das ganze Bild kenne. Ich will in meinen Vergleich nicht nur die positiven Seiten einbeziehen, ich will auch den “Preis” kennen, den mein Gegenüber für sein vermeintliches Glück zahlt. Und so lange ich nicht das ganze Bild kenne, möchte ich mich auch nicht vergleichen.
Optimal wäre es natürlich – und darauf arbeite ich hin – wenn wir uns überhaupt nicht mehr mit anderen vergleichen würden.
Und anstatt uns zu fragen, warum die anderen glücklicher und erfolgreicher sind als wir selbst, sollten wir uns doch besser die Frage stellen, was wir tun können, um uns selbst besser zu fühlen, glücklicher und erfolgreicher zu sein.
Und hier noch drei interessante Links zum Thema:
- Zenhabits.net: The Futility of Comparing Yourself to Others
- thoughtcatalog.com: Don’t Compare Yourself To Anyone
- tinybuddha.com: Stop Comparing Yourself to Others
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