Ok, betreiben wir ein wenig Wortklauberei!
Ich verwende nur ungern den Begriff Zeitmanagement. Viel lieber spreche ich von Selbstmanagement. Dieser Begriff trifft den Sachverhalt nämlich viel genauer.
Zeitmanagement ist ein Buzzword, das in der Ratgeberliteratur immer sehr gerne verwendet wird. Der Begriff suggeriert nämlich, dass man mit dem richtigen System vermeintlich weniger Zeit für die Arbeit aufwenden muss und dann mehr Zeit für die angenehmen Dinge des Lebens hat. Er kommt damit dem Gefühl vieler Menschen entgegen, dass die, im Vergleich zur Freizeit, oft als unangenehm empfundene Arbeit, viel zu viel Lebenszeit einnimmt. Aus diesem Gefühl entsteht der Wunsch, die Arbeitszeit möglichst schnell hinter sich zu bringen und die dafür erforderlichen Aufgaben entsprechend schnell und effizient zu erledigen. Dann, soe die Überlegung, bliebe mehr Zeit für die angenehmen Dinge des Lebens.
Zeitmanagement und die Beeinflussung der Zeit?
Aber kann das funktionieren? Können wir die Zeit so beeinflussen, dass die Arbeitszeit schneller vergeht und wir mehr Freizeit genießen können? Letztlich hat doch jeder von uns jeden Tag genau 24 Stunden zur Verfügung. Die Geschwindigkeit, mit der die Zeit vergeht, können wir nicht beeinflussen. Von diesen 24 Stunden müssen oder sollten wir einen gewissen Anteil für Dinge wie Schlaf, Körperpflege und Essen aufwenden. Den Rest können wir auf unsere Arbeit, auf das Zusammensein mit Freunden und Familie, auf Netflix oder ähnliches verteilen.
Letztlich bleibt die Verwendung der Zeit für uns aber ein Nullsummenspiel. Zeit, die wir für die Arbeit aufbringen, können wir nicht in Freizeitgestaltung investieren. Und wenn wir schlafend im Bett liegen, können wir keinen Sport treiben. Egal was wir tun, wir können weder die Menge der Zeit verändern noch die Geschwindigkeit, mit der sie vergeht.
Zeitmanagement oder Selbstmanagement
Es geht also nicht darum, die Zeit zu managen, sondern darum, wie wir mit ihr umgehen. Oder wie der Psychologe und Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie Michael Kastner es formulierte: „Zeitmanagement ist Unsinn. Sie können die Zeit nicht managen – nur Ihr Verhalten.”
Das sehen wir auch, wenn in der Ratgeberliteratur von Zeitmanagement gesprochen beziehungsweise geschrieben wird. Dort geht es meist um Fragen der Selbstoptimierung, der Prioritätensetzung und ähnliches. Es werden also Tipps gegeben, wie wir unser Verhalten so verändern, dass wir unsere Aufgaben möglichst effizient und effektiv erledigen.
Die Werkzeuge, die dabei vorgestellt werden, können allerdings durchaus wirksam sein, wenn man sie richtig einsetzt. Priorisierung von Aufgaben hilft uns zum Beispiel dabei, wichtige Aufgaben von unwichtigen zu unterscheiden. Wir können dann bewusst an Dingen arbeiten, die uns im Job oder in unserer Entwicklung weiter bringen. Auf diesem Weg können wir sogar Arbeiten identifizieren, die wir überhaupt nicht erledigen müssen oder vielleicht an andere delegieren können. Terminplanung kann uns dabei helfen, unnötige Meetings zu vermeiden oder Sitzungen bei entsprechender Vorbereitung zumindest so kurz wie möglich zu halten. Und wir können die Erledigung unserer Aufgaben so planen, dass wir wichtige Dinge zu Zeiten mit besonders hoher Leistungs- oder Konzentrationsfähigkeit erledigen.
All das beeinflusst aber nicht die Zeitselbst! Vielmehr geht es darum, wie wir handeln, uns selbst organisieren und mit unserer Zeit umgehen. Und deshalb spreche ich lieber von Selbstmanagement.
Und hier noch ein paar interessante Beiträge zum Thema Zeit- und Selbstmanagement:
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