Zurzeit arbeite ich bei einem meiner Arbeitgeber in einer Abteilung, in der Großveranstaltungen wie Konzerte, Festivals und Volksfeste (mit-)organisiert bzw. die Präsentation meines Arbeitgebers auf diesen Veranstaltungen geplant wird. Da geht es oft um relativ langweilige Dinge, wie zum Beispiel den Transport von technischer Ausstattung und Dekorationsmaterial. Manchmal kann man aber auch seiner Kreativität freien Lauf lassen und sich zum Beispiel witzige Aktionen ausdenken oder spannende Begleitmaßnahmen zu Projekten planen.

Kürzlich konnte ich zwei Kollegen beim Brainstorming zu letzterem belauschen. Es ging um ein eintägiges Musikfestival, das von meinem Arbeitgeber zwar nicht veranstaltet aber präsentiert wird. Mein Arbeitgeber liefert sozusagen die „Marke“ unter der die Veranstaltung stattfinden soll. Aus diesem Grund sollen zu der Veranstaltung Aktionen als Rahmenprogramm geplant werden.

Die beiden Kollegen saßen also zusammen – sie warteten auf ihren Teamleiter – und begannen vor sich hin zu fantasierten. Sie dachten über ein Feuerwerk nach, das die Veranstaltung beschließen sollte, und wollten auf einem See, der an das Festivalgelände grenzt, venezianische Gondeln oder doch zumindest irgendwelche Boote fahren lassen. Sie sprachen über eine „Disco-Meile“ auf dem Weg vom Bahnhof zum Festivalgelände, die sie von DJs beschallen lassen wollten, dachten über die Verlosung von VIP-Tickets und einen damit verbundenen Limousinen-Shuttelservice nach und überlegten, ob und wie man Hubschrauber-Rundflüge über die Gegend rund um das Festival durchführen könnte.

Man merkte, wie die beiden gegenseitig ihre Kreativität anstachelten. Die Ideen wurden immer fantastischer und verrückter. Allerdings war auch eine Menge Gutes dabei. und natürlich wurden – wie es bei einem ordentlichen Brainstorming sein soll – die Ideen auch fleißig notiert. Meine beiden Kollegen produzierten dabei nicht nur eine Menge Ideen, sie hatten auch richtig Spaß daran. Natürlich war ihnen klar, dass sie niemals all diese Ideen würden umsetzen können. Und bei einigen war von vornherein klar, dass sie vollkommen unsinnig waren. Aber darum ging es in diesem Moment nicht. Wichtig waren nur das Produzieren von kreativen Ideen und der Spaß daran, das zu tun.

Dann tauchte der Teamleiter auf. Begeistert stellten die beiden Kollegen ihm ihre Ideen vor und er verwarf eine nach der anderen. Die Argumente für die Ablehnung reichten von „zu teuer“ über „dafür bekommen wir nie eine Genehmigung“ bis zu „sinnlos“ oder „find ich blöd“. Die Kreativität der beiden nahm er nicht wirklich zur Kenntnis.

Es war richtig spürbar, wie die eben noch überschäumende Begeisterung der beiden Kollegen mit jedem Vorschlag, den der Vorgesetzte abbügelte, abnahm – und damit natürlich auch Kreativität und Motivation. Als dann auch der letzte Vorschlag abgeschossen war und der Teamleiter abzog, sah man den beiden ihre Niedergeschlagenheit auch an. Sie zogen sich an ihre Plätze zurück und arbeiteten den Rest des Tages lust- und wortlos vor sich hin.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich einen solch massiven Fall von mutwilliger Vernichtung von Kreativität und Motivation noch nie erlebt habe. Hätte der Teamleiter zumindest einen Prüfauftrag erteilt, um die Machbarkeit der einzelnen Ideen zu ermitteln, wären vielleicht auch etliche Ideen auf der Strecke geblieben. Aber vermutlich wären auch neue entstanden, die besser umsetzbar gewesen wären.

So war die Motivation, sich mit dem Projekt zu beschäftigen, bei den beiden Kollegen leider am Boden. Und ich bezweifele, dass sie dem Teamleiter je wieder solcher Kreativität so spannenden Ideen liefern werden.

Ich glaube, als Teamleiter sollte man die Kreativität von Mitarbeitern immer belohnen und unterstützen. Vor allem weil man sich damit ein mächtiges Mittel zur Motivation schafft.

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