Wer ohne Begleitung spazieren geht, kommt in Begleitung vieler Gedanken zurück.

Ernst R. Hauschka (1926-2012, deutscher Aphoristiker und Lyriker)

Viele Menschen sehen Alleinsein, Einsamkeit und Isolation als etwas Negatives an. Stille und Introversion scheinen den meisten nicht erstrebenswert. In unserer Mediengesellschaft werden ständiger Austausch, dauernde Kommunikation und immerwährende Erreichbarkeit als Ideale angesehen. Dabei hat die Geschwindigkeit des Gedankenaustauschs eine Stufe erreicht, die kaum noch Tiefe und Sorgfalt zulassen. Rückmeldungen werden innerhalb kürzester Zeit erwartet. In manchen Kommunikationsformen wird es fast schon als Fauxpas angesehen, wenn man nicht innerhalb von wenigen Minuten antwortet.
Oft ist Stille auch nicht erwünscht. Radio und Fernsehen vertragen keine Pausen. Herrscht hier Schweigen, flüchtet der Konsument.

In unserer extrovertiert geprägten Gesellschaft werden diejenigen bewundert, die schnell und viel reden. Diejenigen, die auf jede Frage sofort etwas sagen können, stehen im Mittelpunkt. Dabei ist es egal, ob das Geäußerte tatsächlich gut, durchdacht und richtig (fast möchte ich sagen „weise“) ist. Geschwindigkeit ist Trumpf und die Präsentation wichtiger als der Inhalt.

Dabei brauchen neue Ideen und neue Gedanken Ruhe, um sich zu entwickeln und um zu wachsen. Der ständige Lärm, der von außen auf uns einströmt, muss für eine Zeit lang abgeschaltet werden, damit wir auf das hören können, was in uns wächst und arbeitet.

Darum sollten wir hin und wieder innehalten und den Umgebungslärm abschalten. Wir sollten den Ideen, die in uns schlummern und deren leisen Ruf wir in der Hektik des Alltags meist nicht hören, die Gelegenheit geben, ans Licht zu kommen.

Geht also ab und zu ohne Gesellschaft spazieren. Verbringt etwas Zeit allein und ohne die vielen Ablenkungen, die unsere moderne Gesellschaft bietet. Ihr werdet erstaunt sein, wie viele spannende, neue Gedanken ihr plötzlich entwickelt.

Foto von John-Mark Smith von Pexels

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