Ihr kennt sicher alle jemanden, der von sich behauptet, Multitasker zu sein. Er oder sie glaubt also in der Lage zu sein, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Und auch ich bin immer wieder auf Menschen getroffen, die scheinbar virtuos gleichzeitig mit mehreren Aufgaben jonglieren können. Sie schreiben E-Mails während sie telefonieren und gleichzeitig noch ein Memo lesen.
Tatsächlich wird Multitasking immer noch von vielen Menschen als etwas Erstrebenswertes angesehen. Die Idee: Wenn man sich um mehrere Dinge gleichzeitig kümmert, kann man auch mehr erledigen.
Multitasking ist für viele so etwas wie der heilige Gral der Produktivität. Leider funktioniert es nicht!
Automatisierte Tätigkeiten
Automatisierte Tätigkeiten (Laufen, Kauen, ein Stück weit auch Radfahren) erledigt unser Gehirn tatsächlich im Hintergrund – zumindest wenn wir es einmal ausreichend gut beherrschen. Sobald die Aufgaben aber eine gewisse Konzentration erfordern und vom Gehirn noch nicht automatisiert wurden, können sie nicht mehr gleichzeitig ausgeführt werden. Wir können also durchaus gleichzeitig laufen bzw. fahrradfahren und uns unterhalten. Wenn wir uns aber unterhalten und gleichzeitig einen Text schreiben sollen, wird es problematisch. Das Gehirn ist nun gezwungen, schnell zwischen den beiden Aufgaben hin und her zu wechseln. Dass es sich dabei um einen schnellen Wechsel handelt, der uns die Illusion von Gleichzeitigkeit vermittelt, konnte von der Hirnforschung bewiesen werden.
Multitasking als Produktivitätskiller
Das Problem beim schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Aufgaben ist, dass sich unser Gehirn mit jedem Aufgabenwechsel erst wieder auf die neue Aufgabe einstellen muss. Dieser Wechsel geht zwar sehr schnell und man kann diese Fähigkeit sogar trainieren, aber das schnelle Springen von einer Aufgabe zur nächsten kostet Zeit. Mehrere Tätigkeiten gleichzeitig auszuführen dauert daher insgesamt länger, als würde man die Aufgaben nacheinander abarbeiten.
Dabei erreichen Multitasker nie das Level an Konzentration, als würden sie sich nur jeweils auf eine Aufgabe konzentrieren. Die Leistungsfähigkeit und die Gedächtnisleistung sinken im Vergleich zu Singletaskern. In Studien wurden Leistungseinbrüche von 40 Prozent und mehr gemessen. Und manche Forscher nehmen sogar an, dass Multitasking den Intelligenzquotienten senkt.
Und in der Zusammenarbeit mit anderen entsteht noch ein weiteres Problem. Stellt euch vor, ihr sprecht mit jemandem, der gleichzeitig am Computer eine E-Mail schreibt oder liest. Es käme euch sicher auch unhöflich vor, wenn sich euer Gegenüber so unaufmerksam verhalten würde. Abgesehen davon, dass ihr nie sicher sein könntet, dass auch alle Informationen, die ihr vermitteln wolltet, auch ihr Ziel erreicht haben.
Wie haltet ihr es mit dem Multitasken? Arbeitet ihr an mehreren Dingen gleichzeitig oder arbeitet ihr lieber eine Aufgaben nach der anderen ab?
Und hier noch drei Links mit spannenden Beiträgen zum Thema:
- Studie der Harvard University zum Multitasking bei Schülern
- Multitasking – Mythos oder machbar (WDR)
- Alles gleichzeitig funktioniert nicht (Zeit)
Foto von Ruslan Burlaka von Pexels
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